Was Opa noch wusste: Warme Suppe für kalte Herbsttage

Ein Winter-Rezept

Hamburger Winterimpression vor der Haustür

Draussen ist es klirrend kalt. Es gibt Tage, an denen bedecken erste filigrane Eisblumen früh morgens die Fensterscheiben. Die Bäume vor meiner Haustür biegen sich schon längst ohne ihr buntes Blätterkleid im Takt des Windes von links nach rechts.

Der Herbst in Hamburg gibt mir einen Vorgeschmack wie frostig sein großer Bruder die Stadt begrüßen wird. Gegen die eisige Kühle und stürmische Brise im Winter helfen bei mir Zitter-Bibber-Coco nur Opas weise Ratschläge:

  1. Warme Stricksocken. Zugegeben, nicht gerade sexy, aber zähneklappernd die eiskalten Frosch-Füsschen unter der Decke dem Bettnachbarn entgegenzustrecken, ist auch nicht wirklich sexy (hab ich mir sagen lassen).
  2. Selbstgemachte Suppen. Da die Wintermonate lang werden können, ist hier kulinarische Varianz gefragt.

Stricksocken mit Antirutscheffekt für besonders schusselige Frostbeulen

Da ich zum Bedauern des eben erwähnten Leidensgenossen keine dieser kreativen Bastel-Do-it-yourself-Überfrauen bin und selbst das Knopf-Annähen nicht in meinen fachlichen Kompetenzbereich fällt, hoffe ich wie jedes Jahr auf einen Nikolaus (alternativ auch Weihnachtsmann), der mich mit flauschig weichen Söckchen für meine wohlgeformten Eiszapfen beschenkt und konzentriere mich auf das, was ich kann – die Umsetzung des zweiten Ratschlags.

Campbell´s Tomato Soup- schnell gepimpt, lecker und effektiv

Mein Opa liebte meine wunderschöne Oma sehr. Bestimmt hat er sich damals auf den ersten Blick in ihr herzliches Lachen und mit der Zeit in ihre unglaubliche Charakterstärke verliebt.

Mich würde es aber nicht wundern, wenn auch ihre berühmte Hühnersuppe zu Teilen dazu beigetragen hat, dass er ihr ein Leben lang treu ergeben war. Die Tage meiner Kindheit waren stets geprägt von dem Duft genau dieser Suppe. Vor eigentlich jedem Mittagessen servierte meine Oma uns die köstliche und wärmende Vorspeise.

Mich interessierten dabei weniger das gesunde Gemüse oder zarte Hühnerfleisch, ich war heiß auf die Klößchen und fand die Mahlzeit herrlich wärmend, denn schon früher übte ich mich im „Permanent-Frieren“.

Oma Friedel

Während die Männer der Familie stillschweigend und genüsslich ihre Teller leerlöffelten, verlief das eigentliche Essen bei der weiblichen Fraktion der Familie traditionell nach folgenden Mustern:

Meine Mutter philosophierte, kaum dass die dämpfende Essenz vor ihr stand und sie probiert hatte, „So heiß, da könnte man ja noch eine Zigarette rauchen“ (was sie aber nicht davon abbielt, mindestens zwei Teller zu verputzen).

Oma wuselte besorgt, dass ihr Meisterwerk zu „laff“ sei mit der Maggiflasche in der Hand umher und ich nutzte den Moment und fischte meinen Familienmitgliedern gern die kleinen Klopse von ihren Tellern.

Wenn ich heute in das Haus meiner Kindheit komme und meine Eltern besuche, habe ich manchmal an kalten Herbsttagen das Glück, dass mir beim Öffnen der Tür der Duft von Omas bester Suppe entgegenschlägt und Mama mich damit überrascht, mein Lieblingsgericht aus Kindertagen zu zaubern.

Und obwohl ich mittlerweile natürlich weiß, was „Markklößchen“ bedeuten, ertappe ich mich immer noch dabei, wie ich sie meinen Tischnachbarn aus der Schüssel stipize.

Bester Nebeneffekt: Sie hilft garantiert gegen Kälte und manchmal sogar gegen drohende Grippe. Suppe ist synonym für Wärme und irgendwie auch für Liebe. Und weil das so ist, bin ich stets auf der Suche nach neuen ausgefallenen Suppen-Rezepten.

Denn wenn ich ehrlich bin, Omas Hühnersuppe kann eben nur Oma (oder alternativ heutzutage Mama). Omas Suppe dauert leider auch so lange wie eben nur Omas Zeit hatten – ganze Vormittage können schon gern mal mit dem Zubereiten einer echten Hühnersuppe zugebracht werden. Freie Vormittage verbringe ich jedoch erfahrungsgemäß lieber im warmen Bett.

Pastinakensuppe a la Coco

Damit ich aber auch ausserhalb der weichen Kissen nicht frieren muss, bin ich froh, in diesem Herbst  die Pastinaken für mich entdeckt zu haben. Rein optisch sieht dieses Wurzelgemüse aus wie eine Möhre, die all ihr Karotin verloren hat und nun im gebleichten Mäntelchen umherirren muss. Geschmacklich hingegen wäre die Karotte stolz, würde sie auch nur annähernd so intensiv und aromatisch munden wie ihre cremefarbene Schwester.

Für kulinarisch-winterlichen Hochgenuss in wärmender Suppenform braucht es gar nicht viel:

Zutatenliste für die Pastinakensuppe

Zuerst gilt es, die Pastinaken zu putzen (wer will, kann sie auch schälen) und kleinzuschneiden. Die Schalotte muss ebenfalls in dünne Ringe zerlegt werden. Das Olivenöl in einem Topf erhitzen und zuerst die Zwiebelchen glasig dünsten, dann das Wurzelgemüse mit Salz, Pfeffer und dem gepressten Knoblauch zusammen anschwitzen. Mit der Gemüsebrühe ablöschen und bei geschlossenem Deckel köcheln lassen.

Pastinakensuppe a la Coco

Während die Pastinaken fröhlich vor sich hin garen und ihr volles Aroma entfalten, zerschneide ich die Birne und den Blauschimmelkäse in kleine Stücke und röste die Walnüsse in einer Pfanne ohne Fett an.

Nach 20 Minuten krame ich meinen Zauberstab aus den Tiefen der Küchenschränke hervor und püriere den Topfinhalt gleichmäßig zu einer cremigen Masse.

Ich rühre Sahne ein, verfeinere die Essenz mit einem Schuss Weißwein und lasse alles noch einmal aufkochen.

Das fertige Süppchen richte ich in tiefen Schälchen an und gebe die Käse- und Birnenstückchen sowie die Walnüsse dazu. Für die Petersiienliebhaber unter uns: Einfach drüberstreuen und sich an dem satten Grün erfreuen.

Pastinakensuppe a la Coco

Garantiert lecker und garantiert wärmend – und wenn ich nun noch ein paar neue Stricksocken in meinen Nikolausstiefeln finde, bin ich bestens gerüstet für meinen ersten Winter in Hamburg.

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