The best of times is now

Die Sache mit der Wahrnehmung

The best of times is now – Ich bin 33 Jahre alt, lebe in meiner Wunschstadt in meinem Wunschviertel in meiner Wunschwohnung mein Wunschleben mit meinem Wunschmann.

Ich kann so oft und so viel shoppen wie ich will. Es gibt Momente, in denen ich dem Konsum ohne Reflektion und Hemmungen fröhne und es genieße.

Ich habe einen Faible für Schals, für Nagellacke und Schuhe. Folglich besitze ich eine riesige Schublade voller Tücher, dabei kann ich immer nur eins tragen. Ich könnte jeden einzelnen meiner Fingernägel jeden Tag in einem anderen Rotton lackieren, so viele Fläschen stehen in meinem Badezimmerschrank, dabei wähle ich eh meistens die gleiche rote Farbe aus.

Ich habe meinen eigenen kleinen Schuhhimmel mit einem riesigen Schrank für all meine High Heels, dabei trage ich eigentlich immer nur Boots mit kleinem Absatz oder meine heiß geliebten Sneaker.

Mias Faible: Schuhe, Nagellack, Tücher

Doch wenn ich mal ehrlich bin: Nicht der neue dunkle Rotton von Essie ist essentiell für mein Glück, nicht der brandneue Schal von Codello, nicht die edlen Lederstiefel von STUART WEITZMAN.

Wirklich wichtig für mein Seelenheil ist vielmehr: Ich bin gesund, ohne finanzielle Sorgen und das Wichtigste: Ich bin umgeben von wunderbaren Menschen, Freunden fürs Leben, meiner Familie.

The best of times is now – und doch: Manchmal erkenne ich es nicht richtig, vergesse, wie gut es mir geht, wie frei von Verpflichtungen, unabhängig, glücklich und voller Möglichkeiten ich bin.

Ich jammere und hadere mit all dem, was ich angeblich noch alles unbedingt für mein Glück brauche, mit dem, was ich denke, das alles nicht zufriedenstellend läuft und was noch besser sein könnte.

Das Streben nach mehr ist so gefährlich. Rastlos rennt man dem hinterher, was man vermeintlich unbedingt noch benötigt, besitzen und kaufen muss. Manchmal passiert es dann: Ich werde  unzufrieden, übersehe wie gut es mir geht, wie privilegiert ich bin.

Bestes Beispiel: Ich liege am Strand, kristallblaues Meer, warme 27 Grad Celsius, mein Bettnachbar neben mir und ich bin den ganzen Nachmittag unerträglich nölig, weil es mir zu windig ist, mein Handtuch permanent wegfliegt und der Sand umher und mir in die Augen wirbelt.

Ich merke erst wie albern und überzogen mein Verhalten ist und schäme mich ein wenig, als der weiser Mann die Kamera zückt und ein Foto von mir bei strahlenden Sonnenschein macht und dieses mit meinen Nöl-Zitat des Tages „Alles sehr unbefriedigend“ markiert.

The best of times is now – Meine Lieblingsfrauen und ich sind in einem perfekten Alter. Einem Alter, in dem alles möglich ist und wir das Leben gemeinsam in vollen Zügen genießen können.

Die Jahre der Entbehrung und des Durchkämpfens sind vorbei. Wir boxten uns erfolgreich durch die Uni, ergatterten gute Jobs, leben in wunderbaren Wohnungen, können reisen, feiern, lieben, wann, wo, wie und wen wir wollen  ohne auf irgendwen und irgendwas ausser uns Rücksicht nehmen zu müssen. Uns geht es gut-wir haben schon jetzt viel erreicht.

Die Sache hat nur einen Haken: Wir müssen uns dessen viel öfter bewusst sein, inne halten und ab und zu erkennen, was neben all dem vermeintlichen Haben-Wollen-Zeugs wirklich wichtig ist. Und genau damit fange ich an-heute noch.

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