Die beiden setzen sich mir gegenüber, morgens, in der Bahn. Sie sprechen eine Sprache, die ich nicht verstehe, die sich aber sehr angenehm anhört. Sie trägt ein schlichtes, schwarzes Kopftuch, das an der linken Seite mit einer kleinen Swarowski-Blume befestigt ist. Einen modischen, schwarz-weißen Wollschal, einen schwarzen Stoffmantel, einen langen hellblauen Jeansrock. Ungeschminkt und auf eine besondere Art schön. Wenn auch nicht auf den ersten Blick.
Er eine Art orientalischer Gael García Bernal.
Sie sehen sich an, sie lächeln. Reden und lachen leise, zögerlich. Berühren sich aber nicht. Doch man sieht sofort, zwischen den beiden, da ist mehr. Ihre fast greifbar zärtliche Stille übertönt die verschlafenen Gespräche der anderen Fahrgäste. Raum und Zeit sind nur für sie da.
Ich sehe sie an und frage mich nach ihrer Geschichte. Wo haben sie sich kennengelernt? Sind sie offiziell ein Paar? Kennen sich ihre Eltern? Hat er ihre Haare je gesehen?
Als sie aussteigt, steht er kurz auf, macht ihr Platz. Sie geht zur Tür, er dreht sich um, schaut sie an. Auch sie wendet den Kopf. Für eine Sekunde. Ein scheuer, aber doch vertrauter Blick. Noch einmal. Er dreht sich um, sie wendet den Kopf. Einsekundenblick. Der Zug hält, sie steigt aus, geht, ohne ihm noch einmal einen Blick zu schenken.
Sie lassen mich nicht los. Denn ich erinnere mich.