Auto gemietet, Hotel gebucht, Tasche gepackt und Reiseführer samt Extratipps von Arbeitskollegen von vorne bis hinten durchgestöpert – Kopenhagen, ich komme!
Zwar nicht auf dem schnellsten Weg, aber dafür mit fantastischer Aussicht über die 18 km lange Storebælt-Brücke, die Ost- und Westdänemark miteinander verbindet und mit wunderbarem Zwischenstopp am Meer.
Als der Bettnachbar und ich am frühen Abend endlich ankommen, sind wir vor allem eins: schlapp und ausgehungert. Doch sämtliche Ermüdungserscheinungen sind kurzzeitig vergessen, kaum steigen wir aus dem Auto.
Die dänische Hauptstadt begrüßt uns mit strahlendem Sonnenschein und eisigem Wind.
Das Beste: Unser Domizil für die nächsten Tage liegt direkt in schönster Lage auf dem Wasser und überrascht mit einer fantastischen Aussicht. Das CPH Living erweist sich als ein kleines, aber sehr feines Hotelboot-typisch skandinavisch schlicht und stilvoll designt mit großen Panoramafenstern, die aufs Wasser und die dahinterliegende Innenstadt ausgerichtet sind.
Bei einem ausgedehnten Schnupperspaziergang durch die Gassen der Stadt wird schnell klar: Kopenhagen ist facettenreich, wunderschön und spannend.
Die grüne City am Wasser vereint Neues und Altes: Überall atmet man skandinavisches Flair – es duftet nach Kunst und Kultur, Design und Mode, gepaart mit prachtvoller Vergangenheit und elegantem Stil.
Zwischen historischen Gebäuden und verspielten Jugendstilhäusern strecken extrem moderne, architektonisch anspruchsvolle Gebäude ihre kühlen Fassaden in die Höhe.
Die Station für ausgehungerte Reisende am Abend: Das Manfreds & Vin im Staddteil Nørrebro. Mit viel Glück ergatttern wir auch ohne Reservierung noch einen der kleinen Holztische in der gemütlich-rustikalen Bar. Die Kellnerin erklärt uns das Prinzip: Alles bio, alles frisch, alles leicht, alles nordisch und das zu – für Kopenhagen – fairen Preisen.
Nach unzähligen kulinarischen Köstlichkeiten (von denen ich bis heute nur teilweise erahnen kann, was ich da Leckeres gegessen habe) und auf der Zunge kribbelnden Bio-Rotwein fallen wir satt und zufrieden in unser weiches Bootsbett und werden sanft in den Schlaf geschaukelt.
Samstag Morgen, 9.30 Uhr in Dänemark: Natürlich steht Sightseeing auf dem Tagesprogramm. Aber zuerst muss ein Kaffee her und zwar einer, der diesen Namen auch verdient.
Wie gut, dass es in Kopenhagen gleich mehrere Stationen für hervorragenden Cappuccino-Genuss gibt. Wir landen zielsicher im The Coffee Collective, zum einen, da es genau wie das Manfreds&Vin in der Jægersborggade liegt und ich mich bereits am Abend zuvor in diese kleine Künstlerstrasse verliebt habe, zum anderen, weil die Rösterei für ihre Kaffeekunst bekannt ist und schon mehrere Preise gewonnen hat. Nach zwei doppelten Cappuccini bin ich gestärkt und bereit, Kopenhagen näher kennenzulernen.
Nørrebro und gerade die Jægersborggade erinnern mich ein wenig an Zuhause – bisschen St. Pauli und Schanze-Flair. Kreativ, entspannt und voll kleiner Boutiquen, Bars, Restaurants und Cafés.
Mit einem herrlich süß-klebrigen Kanel snegl (saftiger Hefekringel mit Zimt) und einer Flasche fruchtig aromatischen Apfelsaft aus der Meyers Bageri (oder auch alternativ aus dem Meyers Deli in Frederiksberg, das Bäckerei, Cafebar, Deli und Take away wunderbar zu einem Gesamtkonzept vereint) bewaffnet, lässt es sich stundenlang wunderbar entspannt durch die Strassen schlendern und den Kopf in den ein oder anderen extrem gut sortierten Plattenladen oder Designstore stecken.
Als kleine Ruhepause zwischendurch empfehlenswert: Das Kent Kaffe Laboratorium. Einfach auf die 60er Jahre Sofas lümmeln, leckeren Cappuccino trinken und neue Energie tanken.
Auf dem Weg in die Innenstadt sollte man einen Stopp in der bezaubernden Markthalle Torvehallerne einlegen. Selbst wenn man keinen Hunger hat, ist der überdachte, lichtdurchflutete Großmarkt für frische, saisonale Lebensmittel extrem sehenswert.
Auf dem Israels Plads, direkt am Bahnhof Nørreport gelegen, findet man hier einfach alles, was das kulinarische Herz höher schlagen lässt. Über 60 unterschiedliche Stände bieten hochwertige Snacks wie typisch dänische Smørrebrøds, frisches Obst und Gemüse, Fisch und dänische Backwaren. Mein Favorit: Die Cupcakes von Agnes.
Endlich in der City angekommen, zieht es mich, zur Überraschung des Bettnachbarn, nicht etwa ins gerade frisch eröffnete, meiner Meinung nach eh völlig überbewertete &other stories, sondern vielmehr in DAS Kaufhaus meiner innenarchektonischen Träume:
Im Illums Bolighus dreht sich alles um nordisches Design, eine Welt voll schöner Wohn-und Küchenaccessoires offenbart sich mir. Zu schade, dass wir erstens keinen großräumigen Anhänger und zweitens keinen Beutel voller Gold unser Eigen nennen können.
Übrigens, abenteuerlich und nicht gerade intuitiv, wie wir selbst erfahren mussten: Busfahren in Kopenhagen. Freut man sich als stolzer Besitzer einer 10er Clip Card zuerst noch darauf, die Stadt entspannt durch große Busfenster kennenzulernen, wird man spätestens an der ersten Haltestelle unruhig, sofern man ein klares Ziel vor Augen hat und gar an einer bestimmten Strasse aussteigen möchte.
Denn wer denkt, die einzelnen Stops würden wie in Deutschland angezeigt oder gar ausgerufen werden, irrt. Da hilft nur eins: Karte raus und Haltestellen abzählen.
Typisch Kopenhagen: Alles mit dem Rad. Während ich mich bibbernd vom Wind tiefer in meinen Schal verstecke, scheinen die Kopenhagener an sich ein komplett konträres Kälteempfinden zu haben:
Bei -10 Grad und sturmähnlichen Böen im März radeln die Bewohner fröhlich lächelnd auf ihren Hollandrädern auf den extra breiten Fahrradwegen kolonnenartig morgens und abends zur Arbeit und zurück. Zwischendurch sieht man die Bewohner der City jedoch recht selten, Kopenhagen ist die unüberlaufenste Hauptstadt, die ich kenne und das macht einen Besuch extrem entspannt.
Fazit der drei Tage voller dänischer Küche, dänischer Lebensart, dänischem Design: Ich komme wieder, ganz sicher, aber vielleicht beim nächsten Mal lieber im Sommer, damit ich die Stadt ganz dänisch dann auch auf dem Fahrrad erkunden kann.