Das Leben ist schön, vor allem im Urlaub. Das Leben ist schön, besonders in Frankreich. Das Leben ist schön, überraschend schön am Cap Ferret. Das Leben ist schön, unbeschreiblich ohne Gleichen schön in der Vorsaison.
Dass der Spruch „Sowas Schönes gibts nur im Film“ manchmal falsch ist und es „sowas Schönes“ im echten Leben eben doch geben kann, beweist Kleine, wahre Lügen.
Denn dank des französischen Films von Guillaume Canet habe ich mich Hals über Kopf in die außerhalb Frankreichs nicht sehr bekannte Halbinsel Cap Ferret verliebt.
Bereits beim Abspann des wunderbaren Films stand fest: Die ersten längeren, freien Tage in diesem Jahr werden genau dort an der Atlantikküste zelebriert.
Ein bisschen Aufregung blieb zwar bis zum Abreisetag dabei, denn die Jahre der Sozialisation haben uns gelehrt: In den seltesten Fällen ist etwas so, wie es scheint. Cap Ferret ist aber genau das: Ein so ein seltener Fall – ganz und gar ohne Abstriche in der B-Note bezaubernd.
Allerdings sollte es für einen Urlaub mit 10 von 10 Punkten ein Aufenthalt in der Nebensaison sein, bevor die Pariser und Bordelaiser ab Mitte Juni in ihre charmanten, teilweise villenartigen Holzhäuser einziehen und den Sommer hier verbringen, denn dann werden die kleinen Siedlungen schnell voll, nahezu überfüllt.
Bis Mai oder auch ab September jedoch vereint die schmale Halbinsel zwischen der Bucht von Arcachon und dem Atlantik mit ihren traditionellen Fischerdörfern, die für ihre Austernzucht berühmt sind, Gegensätzliches zu einem beeindruckendem Naturschauspiel: Kilometerlange, einsame Sandstrände mit rauem, tosendem Meer auf der einen und stilles, kristallklares Wasser auf der anderen Seite und dazwischen ein riesiger Kiefernwald.
Stundenlang kann man einfach nur laufen, Rad fahren und sich treiben lassen ohne einer Menschenseele zu begegnen. Schon nach einem Tag and diesem magischen Ort stelle ich mal wieder fest: Es braucht nicht viel, um glücklich zu sein.
Cap Ferret ist so herrlich untouristisch – riesige Hotelbunker, schlechte Touri-Restaurants, das Prinzip „wir schwitzen Liege an Liege mit unserem Schirmchen für 20 Euro pro Tag am Strand“, das alles gibts hier nicht.
Stattdessen duftet die reine Luft nach würzigen Kiefern, Salz und Meer. Spät abends nach langen Spaziergängen in den Dünen oder Radtouren von Fischerort zu Fischerort, fallen wir satt und zufrieden in die weichen Kissen unserers kleinen zuckersüßen Hotelzimmers im La Maison du Bassin und träumen vom einfachen Leben mit eigenem Fischerboot und eigener Strandbude.
Die Zeit hat hier ihre eigenen Gesetze, fern der Hektik der Großstadt. Fast scheint es so, als mache auch der Alltagsstress hier Erholungsurlaub, würde sich entspannt zurücklehnen, bei Wein und frischen Austern die Aussicht auf das Bassin genießen, uns zuprosten und denken: La vie est belle.
Nach knapp zwei Wochen Sonne, Meer, Wind und einem Bauch voll frisch gefüllter, in Weißwein schwimmender Austern, ist klar: Der Abschied ist nur auf Zeit, wir kommen wieder-ganz bestimmt.
Denn Cap Ferret schafft scheinbar spielend leicht, was nur wenigen Urlaubsorten über lange Zeit gelingt: Es bewahrt sich einen ursprünglichen Charme und sein typisch französiches Flair.
Was bleibt – kulinarische Tipps:
Frischer Fisch, riesige Portionen Muscheln und feines Entrecote schmecken wunderbar köstlich bei Chez Hortense, im Le Bistrot la Maison du Bassin (auf jeden Fall Platz lassen für das liebevoll angerichtete, selbstgemachte und reichliche Dessertbuffet, vor allem die Canelés hinterlassen einen unvergesslichen Eindruck), und im Chez Boulan – alle direkt in Cap Ferret gelegen. Für alle Restaurants gilt: Am besten reservieren.
Unbedingt einen Wein trinken, sollte man auf der Terrasse des Hotel de la plage in L´Herbe. Austern verköstigen geht am gesamten Kap im Prinzip überall gleich hervorragend. Aber die Strandbude von Guillaume in L´Herbe ist einfach ganz und gar bezaubernd, direkt am Wasser mit fantastischer Aussicht, leckerem Weißwein und inmitten der bunten Fischerhäuser lassen sich die glibbrigen nussigen Meeresbewohner in ihrem Perlmutt-farbenen Schalen besonders entspannt und glückselig schlürfen.