Beziehungen sind ein fragiles Konstrukt. Sie erfordern Hingabe, Achtsamtkeit, Loyalität und Ehrlichkeit – sich selbst und auch dem anderen gegenüber. Vor allem benötigen sie Reflektion, Akzeptanz und Raum zur Veränderung. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie freundschaftlich oder romantischer Art sind. Schwieriges, zumindest herausforderndes Unterfangen, das einen schon mal an die eigenen Grenzen kommen lässt. Unbequeme Wahrheit. Im Grunde dreht sich alles um die spannende Frage: Wieviel Ich kann das Du (v)ertragen?
Eine schöne Erkenntnis des Erwachsenwerdens: Manchmal begegnest du Menschen, die dich mitten ins Herz treffen, die dein Bestes zum Vorschein holen, dich berühren und zum Leuchten bringen. Eine weniger schöne Erkenntnis des Erwachsenwerdens: Selten begleiten dich diese Menschen ein Leben lang. Wenn du allerdings ganz viel Glück hast, verbindet dich mit einigen wenigen von ihnen ein zartes Band, das mal eng, mal lose gespannt ist und doch nie ganz reisst. Wenn dies geschieht, ist das wie ewiger Sommer am Meer – besser geht’s nicht, maximales Glück.
Der Eisblaue bezeichnet mich ab und zu etwas zynisch als extrem aufgeschlossenen, hochkommunikativen Herdenmenschen mit gesteigertem Hang zur Harmonie und euphorischer Begeisterung.
Zur Erklärung: Er ist Hanseat und für ihn sind mehr als zwei Worte vor dem ersten Kaffee bereits ein ausuferndes Wortgefecht. Insofern ist sein Credo bei fast allen Dingen im Leben: weniger ist mehr – etwas, das mir, zumindest meistens, sehr fremd ist.
Und auch wenn ich mich über seinen Anflug von Sarkasmus ärgere, muss ich zugeben: Er hat nicht ganz und gar unrecht. Ich bin ein Beziehungsmensch. Und ich glaube grundsätzlich an das Gute. Doch Fakt ist auch: Erfahrungen prägen. Erfahrungen verändern.
An Tagen wie diesen, in denen ich fassungs- und sprachlos bin von so vielen Dingen, die um mich herum geschehen; an Tagen, in denen meine eigene Welt und die Welt aller aus den Fugen gerät, mehr noch als sonst; in denen mir das Böse plötzlich gefährlich nah kommt, fällt es mir nicht mehr so leicht allumfassend auf das Gute zu vertrauen.
So sehr ich bestimmte Momente, Gefühle und Beziehungen auch auf ewig festhalten und konservieren möchte, musste auch ich „Marmeladenglas-Mädchen“ mich irgendwann mit der Erkenntnis auseinandersetzen: Alles ist im Fluss. Das Leben ist eine hübsche Sinuskurve. Stetige Veränderung ist das einzig wirklich funktionierende Mittel auf dem Weg zu sich selbst.
Mehr noch: Veränderung ist die einzige Konstante. Sie ist der Motor für Entwicklung. Ob gut, ob schlecht, weiss man erst, wenn man sie zulässt, sich auf sie einlässt und sie auch mal loslässt.
Gleichzeitig kenn ich mich ja nun schon eine ganze Weile und muss gestehen: Loslassen ist einfach nicht so mein Ding. Also versuche ich mich von Zeit zu Zeit zu ermahnen und mir zu sagen: Du kannst die Welt nicht ändern, nur den Blick darauf immer wieder neu ausrichten. Alles eine Frage von Perspektiven.
Du kannst sie nicht alle glücklich machen. Denn manchmal reitet dein Gegenüber eben nicht auf der Sinus-, sondern auf der Cosinuswelle. Also mach wenigstens dich selbst glücklich! Sich selbst treu zu bleiben und für seine eigene Überzeugung zu kämpfen, erscheint mir in Phasen mit Negativausschlag nämlich schon herausfordernd genug.
Es ist in den vergangenen Zeit ein wenig aus dem Fokus geraten: Ich bin hier, weil ich hier hingehör. Der überwiegende Teil von mir ist nach wie vor ein Fan von der Leitidee des Lebens „The best time is now“! Glaub dran!