Glatteisgefahr

Betreten mit Schlittschuhen nicht empfohlen

Schlüsselanhänger

Sie geben sich keine Kosenamen. 

Sie wissen sehr genau, wie es sich anfühlt, die Sache mit der Liebe. Wissen aber auch um die gläserne Zerbrechlichkeit. Hohe Höhen, tiefe Tiefen.

Daher fahren sie zumeist mit leicht angezogener Handbremse, vorausschauendes Herausspringen bei drohender Karambolage immer mit eingepreist.

Gefühle ja, aber am liebsten hübsch kontrolliert in kleinen und vor allem überschaubaren Dosen verabreicht, ab und zu garniert mit ein wenig beschwipster Leichtigkeit, die sie von Zeit zu Zeit beinah‘ ein wenig unvorsichtig werden lässt. 

Die Angst auszurutschen, zu stürzen und sich dabei nachhaltig zu verletzen, sitzt ihnen noch immer tief in den Knochen. Zu schmerzhaft ist die Erinnerung an die vergangene Katastrophe.

Daher umkreisen sie sich zumeist prophylaktisch soft verpackt in Watte auf ihren vermeintlich absturzsicheren Schlittschuhen in angemessenem Sicherheitsabstand und konstatieren die Sachlichkeit getarnt in Form der abgeklärten Ratio zu ihrem stärksten Verbündeten.

Bei abnormer Angst vor Glatteisgefahr ist das angelegentliche Tragen von Skates bestimmt eine gute Sache und durchaus empfehlenswert. Und logisch, wer will schon die ganze Zeit ein emotional stark beanspruchendes Drama in zig Akten? Außer Tränen nix gewesen.

Und dennoch… Hohe Höhen, tiefe Tiefen…

Ich schau’ ihnen nun schon eine ganze Weile bei ihrer trotz aller Bemühungen um safety first rutschigen Erkundungstour miteinander zu. Es wackelt mal hier und mal da, ab und zu scheint die Eisschicht dünner zu werden, beginnt leise zu knistern und zu knacken wie ein verheißungsvolles Flüstern, das Spannung und Abenteuer verspricht. Und jedes Mal schwanke ich zwischen Bangen und Hoffen. Bangen, dass sie fallen könnten. Hoffen, dass sie fallen könnten.

Denn: Hohe Höhen, tiefe Tiefen…
Geht‘s aller Gefahren fürs Herz zum Trotz nicht genau darum? Um das sich bedingungslos aufeinander einlassen? Um das sich ganz und gar trauen? Sich fallen lassen ohne doppelten Boden und Sicherheitsnetz? Aufs Eis begeben und einfach mal frei und mutig ohne Schlittschuhe auf die ungewisse unberechenbare Fläche wagen?

Leben ist jetzt. Liebe auch. Der Moment zählt, egal, was morgen kommt. Denn fuck, egal, wie sehr man sich auch abzusichern versucht und alle Safety Vorkehrungen der Welt trifft, wie sagte noch einst einer von den weisen Männern mit runder Nickelbrille, die viel zu früh gestorben sind:

„Leben ist das, was passiert, während du fleißig dabei bist, andere Pläne zu schmieden.“*

Ich hab so das Gefühl, das schließt auch die Sache mit der Liebe mit ein… just saying…


*John Lennon

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